Willkommen bei der
Bürgerinitiative Stuttgarter Platz





 

20-stöckiger Wolkenkratzer
am Stuttgarter Platz?

 

WAS IST GEPLANT?

 

Am S-Bahnhof Charlottenburg, Stuttgarter Platz, soll an Stelle des jetzigen Bahnhofsgebäudes ein 65 Meter hoher, 20-stöckiger Hotel-Wolkenkratzer gebaut werden. Links und rechts vom Wolkenkratzer, entlang des Bahndamms am Stuttgarter Platz, von der Wilmersdorferstraße bis zur Windscheidstraße, soll ein Gebäuderiegel für Geschäfte entstehen. Am Platz sollen alle großen Kastanien, Pappeln, Akazien und der übrige Baumbestand, etwa 150 Bäume, dem Bauvorhaben weichen, auch in der Krumme Straße.

 

Der S-Bahnhof Charlottenburg soll von der westlichen Seite des Platzes zur östlichen Seite (zur Wilmersdorferstraße hin) „umgeklappt" werden, wobei die S-Bahnbrücke über die Wilmersdorfer Straße um 8 Meter verbreitert werden müsste. Der S-Bahn-Eingang Windscheidstraße würde entfallen.

 

Als „Kontrapunkt" zum Wolkenkratzer ist auf der gegenüberliegenden Bahndammseite, am S-Bahn-Eingang Lewisham- / Gervinusstraße, ein 8-geschossiges Hochhaus geplant, so dass auch dort alle Bäume und Büsche verschwinden müssen.

 

Unter dem Stuttgarter Platz sollen 2 Tiefgaragen für etwa 400 Autos gebaut werden, so dass das Grundwasser erheblich abgesenkt werden würde. An der Stelle der gefällten Bäume am Bahndamm wollen die Planer zwei Meter hohe Schallschutzmauern aus Beton auf beiden Seiten des Bahndammes aufstellen. Dafür sollen auf dem verbleibenden schmalen „Platz" Bäume in gemauerten Kübeln angepflanzt werden.

 

Der jetzige Plan würde den Stuttgarter Platz in eine Straßenschlucht aus Beton verwandeln, besonders wegen der bedrückenden Höhe und Breite des Wolkenkratzers, aber auch wegen der Verschattung. Denn der Wolkenkratzer würde an der Südseite des Platzes stehen.

 

Der Geschäfteriegel am Bahndamm des Stuttgarter Platzes würde die zwei Kilometer lange Einkaufszone Wilmersdorfer Straße über den gesamten Stuttgarter Platz verlängern, am S-Bahnhof Charlottenburg vorbei, bis zur Windscheidstraße (Kinderspielplatz). Die uralten, riesigen Bäume am Bahndamm sollen für den Geschäfteriegel geopfert werden.

 

WARUM SIND WIR DAGEGEN?

 

Die Nord-Süd-Verkehrsachse, Brandenburgische- / Lewishamstraße / Stuttgarter Platz / Kaiser-Friedrich-Straße, ist eine der meist befahrenen Straßen Berlins. Es ist eine der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen (Tunnel unter dem Kurfürstendamm). Auf dieser Verkehrsader stauen sich bereits jetzt während des Berufsverkehrs ständig die Autos. Durch die Aktivitäten im riesigen Hochhauskomplex, im Geschäfteriegel, und in zwei Tiefgaragen würde der Verkehr auf der Nord-Süd-Achse in erheblichem Maße zusätzlich gestaut:

 

1. Die 400 unterirdischen Parkplätze würden hauptsächlich genutzt:
A: Zum Einkaufen in der Wilmersdorfer Straße,
B: zum Einkaufen in den neuen Geschäften im Bahndamm-Riegel, und
C: von den Gästen des riesigen Hotels im Wolkenkratzer.
Die parkenden Autos müssten aus der Tiefgarage auf jeden Fall in die Nord-Süd-Achse (Lewishamstraße) fahren, ganz egal, wohin die Ein- und Ausfahrten gelegt werden. Zur Zeit ist folgerichtig geplant, die Ein- und Ausfahrten der Tiefgarage direkt in die Lewishamstraße zu legen.
Da beim Einkaufen relativ kurzfristig geparkt wird, ist mit einer sehr großen Zahl (Frequenz) ein- und ausfahrender Autos zu rechnen, so dass der Nord-Süd-Verkehr durch die große Tiefgarage in noch gefährlicherem Maße gestaut werden würde.

2. Zusätzlich wäre am Stuttgarter Platz ein starker Parkplatzsuchverkehr durch die Einkaufenden, durch die Hotelgäste und durch den umfangreichen LKW-Lieferverkehr zu erwarten. Am Platz entstünde ein sehr starker Quellverkehr, der den Verkehrsfluss auf der Nord-Süd-Achse schwer behindern und die Wohnqualität der gesamten Gegend endgültig zerstören würde.

 

 

Da der Verkehrsstau auf der Nord-Süd-Achse schon jetzt alltäglich ist, würde der Stau so massiv werden, dass er den Kurfürstendammtunnel nachhaltig verstopfen würde. Auch der darüber liegende Kurfürstendamm wäre durch den Stau sehr unangenehm betroffen, da die Autos den gestauten Kudammtunnel umfahren müssten. Der Verkehrsfluss in der Kantstraße (Ost-West-Richtung) würde ebenfalls stark beeinträchtigt.

Der S-Bahndamm in Charlottenburg bildet eine breite Frischluftschneise, vom Bahnhof Westkreuz über Bahnhof Charlottenburg bis zum Savignyplatz bzw. Bahnhof Zoo. In dieser Schneise finden Luftströmungen statt, die für das Klima in Charlottenburg äußerst wichtig sind. Die „dicke Luft", die durch den Autostau entsteht, wird durch die breite Luftströmung verteilt bzw. „weggeblasen". Ohne diese Luftschneise (Ost-West) würde der Smog über den Nord-Süd-Verkehrsadern Lewisham- und Leibnitzstraße noch bedrohlicher.

 

Der geplante 20-geschossige Wolkenkratzer und das 8-geschossige Hochhaus zerstören jedoch diese wichtige Frischluftschneise. Die riesigen Außenflächen der beiden Hochhäuser versperren die Luftströmung, riegeln sie regelrecht ab.

 

Autostau und Luftstau würden in der ohnehin schon schwer belasteten Wohngegend zu einer katastrophalen Steigerung der Abgaskonzentration führen. Es stellt sich schon jetzt die Frage, ob dabei Smogwerte erreicht werden, die das Wohnen in dieser Gegend sehr gesundheitsschädlich machen.

 

Der Wolkenkratzer und der 4-geschossige Geschäfteriegel würden darüber hinaus den Schall der Lautsprecher-Ansagen und den Lärm der Züge, der schon jetzt erheblich ist (demnächst ein Zug pro Minute), durch perfekte Schallreflexion fast verdoppeln, was den Bürgern in der Gervinusstraße und in der Dahlmannstraße auf keinen Fall zugemutet werden kann (Schallgutachten sind notwendig).

 

Die für den geplanten Bau Verantwortlichen wollen „die Wirtschaft ankurbeln", aber sie haben sich wenig Zeit genommen, über den zu erwartenden Stau nachzudenken, über die Gesundheit der betroffenen Bürger (Smog, Lärm), und über die weiteren Probleme, die durch das Riesenprojekt erzeugt würden:

 

1. Auftragsgemäß sollte das Ziel der Planung eine „deutliche Aufwertung" des Stuttgarter Platzes sein. Doch die jetzt geplante Bebauung verändert nicht das Import-Export- und das Rotlicht-Milieu, das sich gegenüber vom geplanten Geschäfteriegel befindet. Im Gegenteil: Es ist anzunehmen, dass durch das Hotelhochhaus, vermietet an die Billig-Hotelkette IBIS (2 Sterne, 800 Betten), das Rotlichtmilieu gegenüber beleben wird (auch in den zwei geplanten Tiefgaragen).

2. Der LKW-Lieferverkehr für das Hotel und die Geschäfte, gedacht ist an großflächigen Einzelhandel wie Aldi und Multimediamarkt, würde sehr massiv sein. Wo ist der Platz dafür vorgesehen? Das Be- und Entladen der LKWs würde erhebliche Verstopfungen am Stuttgarter Platz und auf der Nord-Süd-Achse erzeugen.

3. Angesichts sinkender Einzelhandelsumsätze und erheblichen Ladenleerstandes steht eine qualitativ angemessene Vermietbarkeit der neuen Geschäftsräume sehr in Frage.

4. Unter der Bahnbrücke (Lewishamstraße) sind Parkplätze für LKWs reserviert, die hauptsächlich von Reisebussen genutzt werden. Wohin sollen die Reisebusse ausweichen? In die Gervinusstraße?

5. Der S-Bahnsteig soll vom westlichen Stuttgarter Platz zum östlichen Stuttgarter Platz (zur Wilmersdorfer Straße) umgeklappt werden. Der Regionalbahnhof soll bleiben. Also muss die große Zahl der Regional-Reisenden mit dem Koffer vom alten Regionalbahnhof zum neuen S-Bahnhof (oder zur U-Bahn) laufen.
Auch die von der S-Bahn zur U-Bahn Umsteigenden müssen bei der jetzigen Planung weiterhin die Hälfte des bisherigen Weges zurücklegen. Die Umklappung löst ein Problem halb (Umsteigen S-U-Bahn) und schafft ein neues gravierendes Problem für die Reisenden im Berlin-Brandenburger Regionalverkehr.

6. Der sehr beliebte und daher wichtige Kinderspielplatz an der Windscheidstraße würde durch den massiv ansteigenden Ausweichverkehr, durch den Parkplatzsuchverkehr und durch den zu erwartenden umfangreichen LKW-Lieferverkehr bis zur Unbrauchbarkeit entwertet.

 

Die anwohnenden Bürger haben ein Recht darauf, dass ihre Lebensqualität und ihr Wohnumfeld nicht durch die Leichtfertigkeit ihrer Charlottenburger Abgeordneten, durch die Geldgier der Investoren, der Planer, der Grundstücksverkäufer und der Steuerbehörde bis zur Katastrophe verschlechtert wird.

 

WAS KÖNNEN WIR DAGEGEN TUN?

 

Seit 1996 versuchen die Grundstücksverkäufer (Deutsche Bahn und der Senator für Finanzen), die Trigon-Gruppe und die Vertreter des Bezirks, das Vorhaben möglichst still und unbeachtet durchzuziehen, in völligem Widerspruch zur Agenda 21 (Priorität der Wohnqualität, Bürgerbeteiligung). Die Einsprüche der Bürgerinitiative werden bislang als lästig angesehen, und es wird so getan, als wäre das Bauvorhaben im Grunde beschlossene Sache.

 

Erst im Juni 1999 wurde in einer Veranstaltung im Restaurant „Charlottchen" die aktuelle Planung vorgestellt. Die Bürger reagierten spontan und empört. Daraufhin bildete sich umgehend die Bürgerinitiative Stuttgarter Platz.

 

Obwohl versucht wurde, vollendete Tatsachen zu schaffen, möglichst still und unbemerkt, sollten die Bürger sich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln, sprichwörtlich „in der letzten Minute"; gegen das rücksichtslose Bauvorhaben wehren. Jede weitere Unterschrift kann helfen, unsere Volksvertreter im Charlottenburger Rathaus an ihre Pflicht zu erinnern, uns einen letzten Rest von Lebensqualität zu erhalten, und riesige Fehler zu vermeiden, die andernorts häufig genug vorexerziert wurden.

 

Bürgerinitiative Stuttgarter Platz